GEGEN_JUDEN_HASS — Über Antisemitismus reden

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit zwischenmenschlichen Interaktionen innerhalb des digitalen sozialen Netzwerkes Instagram beschäftigt. Wie Dynamiken entstehen, die Nähe schaffen und wie schnell Instagram durch seinen Algorithmus ein Fenster generiert, dass auf dich angepasst ist und in dessen Bubble du Comfort erlebst. Mit meiner Arbeit an 50 Vasen, die ich abgerundet habe, entsteht ein Ungleichgewicht und eine Instabilität. Diese Instabilität ist seit dem 07.Oktober für mich und vielen anderen auf mehreren Ebenen erdrückend. Ich beobachte, dass Menschen auf Instagram und auf weiteren sozialen Medien selten aus ihrer Bubble heraustreten, einseitige, hauptsächlich emotionale Beiträge teilen und sich zu wenig mit Fakten auseinandersetzen wollen. 

Es bedarf einer gewaltigen Anstrengung, sich weiter zu bilden und das kann, realistischerweise nicht jede Person leisten. Und dennoch, grad auch im Kunsthochschulkontext, werden Studierende und Dozierende plötzlich zu Nah-Ost-Expert:innen und bemerken dabei oftmals nicht, dass sie durch ihr Engagement, den Judenhass befeuern. 

Zu wenige Menschen stellen sich aktiv gegen antisemitistische Aussagen. Aus Gesprächen ist klar geworden, dass wir erst einmal lernen müssen, was problematische und antisemitistische Aussagen sind bzw. antisemitistische Narrative. Damit wir diese Aussagen einordnen und dann klar Position beziehen können. Denn nicht alles ist eine Meinung. Vieles ist fehlendes Wissen und eine vermeintliche Positionierung, die dazu führt, dass sich jüdische Menschen nicht sicher fühlen. 

Ich möchte keine Diskussion darüber führen, ob der barbarische Angriff der islamischen Terrororganisation Hamas, bei dem Juden und Jüdinnen brutal ermordet und entführt worden sind, gerechtfertigt ist; noch wie Israel mit diesem Angriff umgeht. Die Lage in Gaza ist katastrophal und es müssen alle Geiseln freigelassen und ein Weg aus dieser Hölle für alle gefunden werden.

 

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Sarah Finja Rost ist Bachelorabsolventin im integrierten Design der Hochschule für Künste Bremen. Sie arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Grafikdesign, Film und mit keramischen Objekten.