Kann das Design?

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit des Produktdesigns, des sinnhaften Einsatzes von Ressourcen und der Umgang damit, bezogen auf Kreislaufsysteme, Materialien und Müllverwertung in Gegenwart von Kapitalismus und Kultur.

Problemstellung

Ich als Produktdesigner bin im Konflikt mit meiner Arbeit und Leidenschaft und meinen Wertevorstellungen. Ich sehe mich in der Verantwortung, Produkte zu gestalten, die die Umwelt nicht noch weiter unnötig belasten.
Das wurde mir insbesondere durch meine zweijährige Arbeitserfahrung in der Industrie seit meinem Bachelor bewusst.

Der Gedanke, als Produktdesigner den konsumorientierten Kapitalismus zu unterstützen macht mich traurig. Für mich ist allerdings eines klar: weiterhin neue, aufwändig produzierte Ressourcen für neue Produkte zu verschwenden möchte ich nicht.

Stattdessen möchte ich mit meiner Arbeit einen positiven Beitrag leisten und zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen.

Für ihre Erschaffensberechtigung müssen Produkte meiner Meinung nach verschiedene Kriterien erfüllen. Das kann z.B. eine hohe Qualität und Verarbeitung sein, sodass ein Produkt gar nicht erst im Müll landet, oder Zerlegbarkeit, um die Materialien recyclen und wiederverwenden zu können.

Das ist aktuell selten bis gar nicht der Fall.

Forschungsstand

Es gibt aber einige Ansätze, um unnötigen Müll zu vermeiden.
Beispiele dafür sind geschlossene Materialzyklen, wie Recycling-Kreisläufe, bei denen es um Wieder-Verwertung (
Beispiele: Nachfüllpackungen, Wartung/Reinigung, Austauschteile/ Reparierbarkeit) oder Weiter-Verwendung (Beispiele: Einkaufstüte mehrfach verwenden oder Senfglas als Trinkglas benutzen) geht.
Das Cradle to Cradle Prinzip führt den klassischen Recyclinggedanken konsequent weiter, so dass bereits bei der Entwicklung der Produkte die mögliche Weiterverwertung der Ressourcen/ Rohstoffe mit einbezogen werden.
Außerdem gibt es viele Open-Source Recyclingprojekte, bei denen u.a. Plastikmüll eingeschmolzen wird und dadurch neue Produkte geschaffen werden.

Erkenntnisinteresse / Fragestellung

Ich möchte herausfinden, wie ich aus Materialien Produkte schaffen kann, die es wert sind, die für ihre Herstellung benötigten Ressourcen aufzuwenden. Darüber hinaus stelle ich mir folgende Fragen, mit denen ich mich auch im Rahmen meines Masterstudiums beschäftigen möchte:

Hat der 100. „nachhaltige“ Kaffeebecher aus Kokosnussfasern oder die 1000. Lampe aus einer Waschmaschinentrommel schon dadurch eine Daseinsberechtigung, weil sie recycelt wurden/ ein Redesign stattgefunden hat?

Darf etwas auch „einfach nur“ schön sein?

Welche Produkte sind überhaupt sinnvoll?

Für welche Produkte darf ich Ressourcen verschwenden und für welche nicht?

Was ist Müll?

Wie kann ich es schaffen, sogar Produkte im komplexen, industriellen System einer sinnvollen Materialverwertung zurückzuführen?

Wie kann ich dafür vorhandene gesellschaftliche Strukturen und soziale Konstrukte nutzen?

 

Mein persönliches Ziel

Ich möchte darauf aufmerksam machen, was unser tägliches Tun und Handeln für Auswirkungen auf die Umwelt und Natur hat und wie sich bessere Produkte für die Zukunft, evtl. aus Müll gestalten lassen.

Dabei ist es mir wichtig, nicht nur zu kritisieren, sondern mit meinen Lösungsansätzen Spaß und Freude auszulösen. Als besonders spannend stelle ich es mir vor, mit der Anknüpfung an Tradition und Kultur mein Wertesystem positiv zu vermitteln.

Es erscheint mir als sinnvoll möglichst bestehende (recycling-) Kreislaufsysteme zu nutzen. Es könnte ein Ansatz sein, (industriellen?) Müll zu neuen, gut gestalteten, wertvollen Produkten zu verarbeiten, die nach ihrer Nutzung wieder dem Kreislauf zugefügt werden.

Als großes Ziel des Masterstudiums möchte ich erforschen, wie ich mit meiner Existenz als Produktdesigner der Gesellschaft etwas Gutes tun kann.